In der gemeinsamen Sitzung des Bürger- und Liegenschaftsausschusses am 29. April 2024 wurde ein umfassender Sachstand zur Phase 0 für die Wentorfer Schulen gegeben. Zur Deckung der Schulbaubedarfe hat das Büro Drees & Sommer eine Variante eines Schulzentrums aufgezeigt und die Machbarkeit auf folgende Flächen auf dem Gemeindegebiet geprüft:
- Gelände des ehem. HH-Sportbunds Am Petersilienberg – das Gelände ist in Fremdeigentum.
- Kleingartenanlage Berliner Landstraße – das gemeindeeigene Grundstück ist an Kleingärtner verpachtet.
- Sportanlage Südring – das gemeindeeigene Grundstück ist an den Sportverein verpachtet.
Im Nachgang zu der Sitzung im April wurden die Schulleitungen der weiterführenden Schulen um Stellungnahme zur Idee eines Schulzentrums gebeten. Beide Schulleitungen sind dieser Bitte nachgekommen: (Anlagen zur Vorlage 2024/2/101)
Stellungnahme der Gemeinschaftsschule
Die Schulleitung der Gemeinschaftsschule sieht Vor- und Nachteile eines Schulzentrums, fordert jedoch aus verschiedenen Gründen eine strikte Trennung beider Schularten und sieht auch die Schwierigkeiten bei der gemeinsamen Nutzung von Sportanlagen und Schwimmhalle. Auch das Ermöglichen eines Abiturs an zwei Schulen am selben Standort erscheint für sie problematisch.
Stellungnahme des Gymnasiums
Das Gymnasium lehnt ein Schulzentrum in der Größenordnung schlichtweg ab und bittet den Schulträger, nach (besseren), vertretbaren Lösungen zu suchen, um beiden Schulformen gerecht zu werden.
Dem Protokoll des Bürgerausschusses vom 01.07.2024 kann man folgendes entnehmen:
„Im Gremium herrscht Einigkeit darüber, dass dieses Thema sehr umfangreich ist. Es wird angeregt, einen entsprechenden Unterausschuss bzw. Arbeitsgruppe zu gründen. Alle Aspekte, Vorteile und Nachteile sollten umfangreich betrachtet werden.“ Die Mitglieder wollen die Sommerpause nutzen, in ihren Fraktionen über eine Arbeitsgruppe nachzudenken und das Ergebnis im Bürgerausschuss nach der Sommerpause zu präsentieren.
Und dem Liegenschaftsausschuss vom 11.07.2024 zur selben Problematik kann man entnehmen:
„Herr M. (CDU) bittet darum, dass eine mögliche Finanzierung eines Schulzentrums vorerst im Finanzausschuss zu klären ist. Anschließend soll der Bürgerausschuss über die Grundsatzfrage, ob man ein Schulzentrum haben wolle, beschließen, um nicht unnötige Zeit in weitere Planungen zu stecken.“
Nach diesem „Grundsatzbeschluss“ könne man über mögliche Synergien im Liegenschaftsausschuss sprechen, die sich aus der Zusammenführung zweier Schulbedarfe ergeben. Die vorhandenen Raum- und Funktionsprogramme könnten genutzt werden, um diese hinsichtlich Synergiepotentiale durch Gemeinschaftsflächen zu überprüfen und ggf. anzupassen.
Kommentar: Obwohl die Schulen ihre Haltung zu einem „Schulzentrum“ schon ablehnend deutlich gemacht haben, hält die Politik an dem Vorhaben fest. Besonders wohl, weil bereits am 18.06.2024 im Finanzausschuss ein umfangreicher Prüfauftrag erteilt wurde.
Auch hier, wie beim (beschlossenen) Abriss der zweitjüngsten Schule Wentorfs ( Hauptschule, BJ. 1973 ) im Rahmen der politisch und inhaltlich nicht nachzuvollzieneden Standortentscheidung für den Feuerwehrneubau, der Fingerzeig auf die ökologischen Kosten :
Ist das wirklich euer Ernst, wiederum bestehende und intakte Schulgebäude lange vor ihrer Nutzungszeit abzureissen, um ein Schulzentrum zu bauen?
Rechnet ihr wirklich nur in Euros, lasst ihr die gigantischen Mengen an Energie, Ressourcen und Baustoffen, die anfallenden Müllmengen/ Bauschutt wirklich außer Acht?
Wollt ihr wirklich noch mehr versiegeln, kostbaren Boden dem natürlichen Kreislauf entziehen ?
– Ich mag es fast nicht glauben ….
Einige Fakten:
Der Bau (Hoch/ Tiefbau) insgesamt ist für ca 40% der Gesamtemissionen verantwortlich, 55 bis 60 % des gesamten Müllaufkommens geht auf diesen Sektor. Die aktuelle Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung sieht eine Versiegelung von 30 Hektar pro Tag vor, z.Zt. liegen wir um die 55 Hektar (die alten Ziele bezüglich der Begrenzung von Versiegelung sind 2016 krachend gescheitert).
Anstatt anzufangen, Boden aus Klimaanpassungsgründen ( Hitze, Biodiversität…) zu entsiegeln denken wir immer noch in Höher, Mehr und Schneller Katagorien. Mensch first, Natur second – nur leider sind wir ein Teil dieser Natur und auf intakte Ökosysteme angewiesen…
Ganz sicher haben unsere Kinder und Jugendlichen eine optimale Bildungssituation verdient ! Aber … Das Argument mit der Ungeeignetheit der alten Gebäude für neue pädagogische Konzepte zählt m.E. so nicht. Diese Gebäude kann man (sicher in bestimmten Grenzen) umgestalten, und sie anderen Raumanforderungen anpassen. Dies kann man in Gutachten entwerfen lassen. Architekten freuen sich auf solche Aufgaben! Dies gilt es abzuwägen gegen einen weiterhin hohen und ungebremsten Verbrauch von Ressourcen und Energie. Klimapolitik fängt vor Ort an, man muss doch mal die großen Entwicklungen mit den Planungen vor Ort zusammenbringen(können),
Die Versiegelungsproblematik zum Nachhören im Interview: https://share.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-audio-teilen.html?mdm:audio_id=dira_DRK_9127cbf7
Zur Frage Nachhaltiges Bauen: https://share.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-audio-teilen.html?mdm:audio_id=dira_DLF_4e79e5e7
Einen Dank an Monika Lehmann für die Übersicht der Debatte zum Thema Schulzentrum Wentorf.
Die Debatte hätte bereits nach Erhalt des Gutachtens von Drees & Sommer beendet werden müssen.
• Vor vielen Jahren hat die Gemeinde versucht, das Gelände vom HSB zu kaufen, der Preis lag schon damals viel zu hoch.
• Das Kleinkartengelände kann man nur erwägen, wenn es für den Kleingartenverein eine Alternative gäbe.
• Den Pachtvertrag mit dem SC Wentorf kündigen, käme der Zerstörung der Wentorfer Gesellschaft gleich.
Sollten diese Überlegungen nicht reichen, kommen noch die ablehnenden Stellungnahmen der Gemeinschaftsschule und des Gymnasiums hinzu.
Spätestens jetzt sollte die Debatte beendet sein. Haben die Kommunalpolitiker vergessen, dass sie die Bürgerinteressen vertreten sollen?