Lärm schädigt die Gesundheit. Langzeitfolgen chronischer Lärmbelastung sind unter anderem Bluthochdruck, Arterienverkalkung und Herzinfarkte, aber auch Lerndefizite von Kindern werden auf erhöhte Lärmpegel zurückgeführt. Seit dem 01.04.1974 gilt daher in Westdeutschland die gesetzliche Verpflichtung zur Lärmvorsorge (§ 41 BImSchG). In Wohngebieten soll ein Lärmpegel von 59 db(A) von 06:00 bis 22:00 Uhr und von 49 db(A) in der Nacht nicht überschritten werden. Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind diese Grenzwerte zu hoch. Um gesundheitsschädigende Effekte zu vermeiden, werden Grenzwerte von 52 db (A) tagsüber und 45 db(A) nachts empfohlen.
In Wentorf, so schätzen die Gutachter des aktuellen Lärmaktionsplans von Lairm Consult, sind nach der Lärmkartierung des Landes Schleswig-Holstein und den aktuellen Schätzstandards der EU etwa 1.700 Personen bzw. knapp 12,6 % der Bevölkerung von Straßenlärm über 55 db(A) betroffen. Straßenabschnitte mit hoher Dauerschall-Lärmbelästigung über 60 db(A) sind die Hamburger Landstraße ab dem Abzweig Südring bis zur Berliner Landstraße und der Reinbeker Weg vom Mühlenteich zum Petersilienkreisel. Die Gutachter kommen zu der Empfehlung, dass die zuständige Verkehrsbehörde auf beiden Straßenabschnitten tätig werden sollte und vorbehaltlich einer Überprüfung nach RLS-90, dem Messverfahren der StVO, Tempo 30 ganztags anordnen sollte.
Für den beschriebenen kurzen Abschnitt der Hamburger Landstraße stellt dies nur eine kurze Verlängerung des bereits bestehenden Tempo 20 Abschnitts in der Hauptstraße dar. Parallel sollte der Umbau der Kreuzung Hamburger Landstraße / Südring, wie bereits im Verkehrsentwicklungsplan 2009 vorgeschlagen, angegangen werden. Die Bundesstraße soll von Hamburg kommend direkt in den Südring schwenken.
Etwas komplexer ist die Situation am Reinbeker Weg. Hier haben Anwohner schon jahrelang erfolglos versucht die Verkehrsbehörde zum Handeln zu bewegen und sei es nur zu messen, ob die gesetzlichen Grenzen überschritten sind oder auch nicht. Formale Ursache der Schwierigkeiten war die Entscheidung der Gemeinde Wentorf im Lärmaktionsplan 2018 die Lärmbelästigung durch den Straßenverkehr auf eine längere, aber temporäre Baumaßnahme in Reinbek zurückzuführen. Mit dieser Begründung wurde ausgerechnet der steile Teil des Reinbeker Wegs aus der Betrachtung ausgeklammert. Im Effekt wurde der – durch die Steilheit und den parallelen Bahnlärm – besonders laute Teil des Reinbeker Wegs nicht betrachtet. Daran änderte auch ein schalltechnisches Gutachten zum Bebauungsplan No.13 (östlich des Reinbeker Wegs) nichts, auch wenn jetzt Maßnahmen zum Schallschutz ergriffen werden müssen, wenn ein Neubau näher als 65 m am Reinbeker Weg stehen soll. Die Lebensqualität der Menschen, die heute bereits viel näher am Reinbeker Weg wohnen, schien eine untergeordnete Rolle zu spielen. Zumindest setzte die Behörde andere Prioritäten.
Erst mit dem vorliegenden Lärmaktionsplan 2024 wurden die Fakten anerkannt und als Lösung Tempo 30 sowie das Verbauen von Flüsterasphalt in ferner Zukunft vorgeschlagen. Ein Grund für ein wenig Optimismus lärmgeplagter Bürger? Vielleicht. Tempo 30 würde immerhin die Lärmbelastung in etwa halbieren …
Tempo 40 wäre schon ausreichend. Eigentlich kann man hier kaum schneller fahren, wegen des Radfahrstreifens und der engen Nähe zum oft schmalen Fußweg. Im steilen Teil des Reinbeker Wegs ist der Lärm so hoch, hier müsste unbedingt eine Geschwindigkeitsreduzierung angezeigt werden, denn dieser Teil ist gerne „Rennstrecke“.
Tippfelher: Statt „Schallschutzwände“ wolltei ich Lärmschutzfenster in meinem letzten Kommentar schreiben.
Wer an den Reinbeker Weg gezogen ist, hat die Straße vorher gesehen und wusste um den Verkehr. Damit muss man dann leben. Es kann nicht auf Kosten der Pendler dort Tempo 30 angeordnet werden. Das ist die einzige Verbinung Reinbek Wentorf ohne Unmweg! Dieses Nadelöhr jetzt noch durch Tempo 30 weiter zu verschlimmern ist nicht die richtige Lösung. Andere Maßnahmen wie z.b. Lärmschutzwände auf dem eigenen Grundstück oder Schallschutzwände halte ich für zielführender. Oder umziehen, wenn es dort nicht gefällt.
Es tut mir leid, widersprechen zu müssen, aber als ich vor 23 Jahren dorthin gezogen bin, war das Verkehrsaufkommen geringer, die morgens in aller Herrgottsfrühe vorbeidonnernden LKW kleiner, die „sportlichen“ Biker nicht so häufig … Können Sie als Berufspendler diesen Vergleich aus eigener Erfahrung anstellen? Hier geht es nicht auf Kosten der Verkehrsteilnehmer, sondern auf Kosten der Anlieger, die nicht einfach Gas geben können und weg sind.
Bisher wurden die Beeinträchtigungen am Reinbeker Weg zwischen Kreisel Petersilienberg und Reinbek absolut nicht ernst genommen. Selbst entsprechende Richtigstellungen zum zurückliegenden Lärmaktionsplan fanden in der Gemeinde so gut wie keine Beachtung. Die Anlieger finden sich nicht ernst genommen und die Straßenverkehrsbehörde hat sich auf Formalismen zurückgezogen: Verkehrsfluß geht vor Gesundheitsschutz! Dabei bewegen sich die Geräuschpegel, gemessen aus dem 1. Stock ständig um 60 Dezibel, in Spitzen bis zu 75 Dezibel, gemessen bei belaubten Bäumen mit einer nicht geeichten Smartphone-App.
Das Problem ist nur, kaum einer fährt Tempo 30 in Wentorf z. B. Berliner Landstraße. Kurz gesagt, es hält sich einfach keiner dran. Leider!