Pünktlich zum Winterschlaf haben 23 Haselmäuse ein neues Zuhause bezogen – mitsamt Möbeln! Der Grund: in ihrem bisherigen Haselmaus-Zuhause in Sahms – nördlich von Schwarzenbek im Kreis Herzogtum-Lauenburg – wird ein Umspannwerk im Rahmen des Projekts Elbe-Lübeck-Leitung von TenneT TSO GmbH gebaut. Damit der Umzug in das etwa 240 Hektar große Gebiet der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein reibungslos und ohne Stress für die knuffigen kleinen Tiere ablief, haben die Haselmaus-Expert*innen der Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung (GfN) in Molfsee die Umsiedlung übernommen.
Umzug für Elbe-Lübeck-Leitung
Björn Schulz, Wildtier-Experte der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, hatte für die Umsiedlung der bedrohten Art, für die das Land Schleswig-Holstein eine besondere Erhaltungs-Verantwortung trägt, die Wentorfer Lohe vorgeschlagen. „Es ist ein echtes Schmuckstück: mit einem immer artenreicher werdenden naturnahen Laubmischwald aus Buchen und Eichen, aber auch vielen frucht- und nusstragenden andern Bäumen und Sträuchern. Ein perfekter Haselmaus-Lebensraum“, sagt er. Haselmaus-Expertin Annika Gralla von GfN ist verantwortlich für die Umsetzung – von der Planung über die Kartierung bis zum Umzug in das neue Heim. Vermittlerin zwischen GfN, TenneT und der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein ist die Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein, ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.
Ausgeklügelter Maßnahmen-Mix für die erfolgreiche Umsiedlung
Schon im Frühjahr dieses Jahres haben die fünf GfN-Mitarbeiter*innen rund 200 kleine Holzhäuschen und Neströhren als temporäre Wohnungen in den Büschen und Bäumen rund um Sahms aufgehängt. Im September haben dann die ersten Schritte für die eigentliche Umsiedlung begonnen. Die Expert*innen schauten, ob die Tiere in die Nisthilfen eingezogen waren. Wenn die GfN-Mitarbeiter*innen eine Haselmaus entdeckt haben, wurde die Holzhäuschen und Neströhren verschlossen und samt Tier in das ausgewählte neue Zuhause gebracht. Dieses Verfahren wurde zehnmal wiederholt, bis ganz offensichtlich keine Tiere mehr in Sahms vorhanden waren.
Neuer Lebensraum in der Wentorfer Lohe
23 Tiere sind so in das etwa 14 Kilometer weit entfernte Stiftungsland Wentorfer Lohe im Kreis Herzogtum-Lauenburg umgezogen. Die kleinen Tiere, die zur Familie der Bilche, also der Siebenschläfer gehören, werden in ihrem neuen Zuhause aber nicht einfach nur ausgesetzt, sondern bekommen auch eine Starthilfe. Jörn Gollisch von der Stiftungswacht der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hat im Auftrag der Ausgleichagentur Schleswig-Holstein in den vergangenen Monaten rund weitere 200 Nistkästen aufgehängt. So haben die umgesiedelten Tiere gleich eine größere Auswahl an geeigneten Wohneinheiten. Die einzelgängerischen Tiere können nun in guter neuer Nachbarschaft leben – und sich im kommenden Jahr dann hoffentlich erfolgreich fortpflanzen. Damit dürfte gleichzeitig die bisher nur noch sehr kleine Wentorfer Lokalpopulation gerettet sein, die am Rande des Aussterbens war.
Die von TenneT TSO GmbH beauftragten Expert*innen haben in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit solchen Umsiedlungen gemacht. So eine groß angelegte Umsiedlung ist aufwändig, aber ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz, sagt Annika Gralla.
Neue Bäume und neues Grün nach Fertigstellung der Leitung
Nach Abschluss der Bauarbeiten wird das Umspannwerksgelände wieder grün und es werden mindestens genauso viele Bäume und Büsche gepflanzt, wie zuvor.
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Das ist eine schöne initiative Handlung. Da stellt sich mir die Frage, ob sich das mit den immer wieder frei laufenden Hunden verträgt. Denn der dort herschende Gassigeh-Tourismus ist doch sehr stark und wird meiner Meinung nach die Tiere in ihrer freien Bewegung eingrenzen/stören.
Ich finde, es sollten dort des öfterren Kontrollen mit Strafzahlungen gemacht werden.