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Am Mittwoch, den 9. April 2025, lud die CDU Wentorf rund 100 Bürgerinnen und Bürger zu einer Informationsveranstaltung ein, die unter dem Titel „Wentorfer Gespräche“ stand. Thema des Abends war das geplante Schulzentrum auf dem Gelände der Kleingartenanlage. Neben Vertreterinnen und Vertretern beider Schulleitungen sowie Eltern, Schülerinnen und Schülern, waren auch der Kleingartenverein und „Wentorf im Blick“ anwesend. Andere Parteien waren aufgrund des CDU-exklusiven Formats nicht eingeladen.
Die Stimmung während der Veranstaltung war angespannt. Viele Teilnehmende kritisierten, dass kein echter Dialog auf Augenhöhe stattfand. Stattdessen dominierten einseitige Stellungnahmen seitens der CDU-Fraktion. Erst als Schulleitungen, Eltern und Schüler emotional und deutlich ihre Kritik äußerten, kam es zu einem zumindest nachdenklich stimmenden Stimmungsumschwung. Die spätere Pressemitteilung der CDU lässt jedoch wenig Hoffnung auf ein tatsächliches Umdenken zu.
Die wichtigsten Kritikpunkte im Überblick:
1. Fehlendes pädagogisches Verständnis
Die CDU erklärte, die Gemeinde sei als Schulträger nicht für pädagogische Belange zuständig – dies sei allein Aufgabe der Schulen und des Bildungsministeriums. Diese Haltung stößt auf Unverständnis, denn Schulbau und Bildungsziele sind eng miteinander verbunden. Ohne Rücksprache mit den Bildungseinrichtungen kann keine sinnvolle bauliche Entscheidung getroffen werden.
2. Wirtschaftlichkeit vor Architektur
Nicht entscheidend ist, ob ein Gebäude rein physisch auf ein Grundstück passt. Entscheidend ist, ob ein Neubau tatsächlich wirtschaftlicher ist als die Sanierung und Erweiterung der bestehenden Schulgebäude. Bisher wurde nicht unabhängig untersucht, ob ein Neubau tatsächlich wirtschaftlicher ist als eine Sanierung oder Erweiterung der bestehenden Schulen. Diese Analyse muss dringend nachgeholt werden – mit aktiver Einbindung der Schulen. Dafür müssen die Schulen zunächst klar benennen, was sie pädagogisch benötigen und was der bestehende Gebäudebestand nicht leisten kann.
3. Verkehrssicherheit als Nebensache
Die Verkehrsanbindung für rund 2.000 Schülerinnen und Schüler auf dem geplanten Gelände wurde kaum ernsthaft thematisiert. Die saloppe Bemerkung eines CDU-Vertreters, man könne „die Berliner Landstraße sperren“, wenn es zu Problemen komme, wirkt angesichts der Bedeutung des Themas wenig durchdacht.
4. Kleingartenanlage bereits zur Umsiedlung vorgesehen
Trotz gegenteiliger Behauptungen ist die Verlagerung der Kleingartenanlage faktisch beschlossen. Am 20. März 2025 stimmte die Gemeindevertretung mehrheitlich dem Vorhaben zu – ohne wirtschaftliche Gesamtprüfung und ohne Ersatzgelände für den traditionsreichen Kleingartenverein von 1920. Dies stellt nicht nur für die Kleingärtner, sondern auch für die Schulen eine große Belastung dar.
5. Ersatzfläche in ökologisch wertvollem Gebiet
Am 27. März 2025, also 13 Tage vor den Wentorfer Gesprächen, fasste der Bau- und Planungsausschuss einen Aufstellungsbeschluss zur Umsiedlung des Kleingartenvereins auf ein neues Gelände – ausgerechnet auf eine geschützte Biotopfläche in der Lohe. Eine Öffentlichkeitsbeteiligung fand nicht statt. Auch zuständige Naturschutzbehörden wurden nicht einbezogen – ein rechtlich möglicher, aber hochproblematischer Schritt.
6. Fehlender Realismus bei den Finanzen
Ein Schulzentrum in der geplanten Größenordnung würde nach aktuellem Stand mehr als 100 Millionen Euro kosten. Die Gemeinde ist als Schulträger jedoch rechtlich verpflichtet, wirtschaftlich zu handeln. Es ist völlig unverständlich, dass bisher keine belastbare Gegenüberstellung von Sanierung und Neubau vorliegt – obwohl dies der erste Schritt jeder seriösen Planung sein müsste. Der voreilige Beschluss vom 20. März 2025 lässt grundlegende Planungs- und Wirtschaftlichkeitsprüfungen vermissen.
Fazit:
Die Veranstaltung offenbarte nicht nur eine große Kluft zwischen politischer Planung und Bürgerwille, sondern auch erhebliche Defizite in der Transparenz, Beteiligung und wirtschaftlichen Verantwortung – besonders bei einem Projekt dieser Größenordnung. Die Wentorfer Gespräche haben leider gezeigt, wie groß die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit aktuell ist. Ein offener Dialog, transparente Entscheidungen und fundierte Analysen sind das Rückgrat verantwortungsvoller Kommunalpolitik. Darüber hinaus sieht Bürgerbeteiligung ganz anders aus – die Zukunft von Bildung, Grünflächen und Gemeindefinanzen verdient mehr als symbolische Diskussionsrunden.

Viele Argumente, die zum Nachdenken eines neuen Schulzentrums wurden? Genannt. Weder in dem Informatinsabend noch sonst hat jemand über die Betrachtung der CO2 Belastung gesprochen. Die Wissenschaft rät allgemein zum Erhalt von alter Bausubstanz. Ein erreichen von Klimazielen scheint aber nicht so wichtig zu sein.