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Wentorfer Eltern setzen ein Zeichen in der Medienerziehung

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Ab dem kommenden Schuljahr geht das Wentorfer Gymnasium einen innovativen Schritt in Richtung eines bewussteren Medienkonsums bei Kindern: Erstmals wird dort eine vollständig smartphonefreie Klasse (SPF) eingerichtet.

Das Konzept basiert auf der freiwilligen und schriftlichen Verpflichtung der Eltern, ihren Kindern in den Klassen 5 und 6 noch kein eigenes Smartphone zu geben – weder für den Schulweg noch privat oder in der Freizeit. Die Idee zur SPF-Klasse wurde bereits im Vorjahr durch engagierte Eltern angestoßen. In verschiedenen Gesprächen mit der Schule wurde ein detailliertes Konzept entwickelt. Die Schulleitung stand dem Vorhaben von Beginn an offen gegenüber und unterstützte es engagiert.

Das Interesse war bemerkenswert: Angesichts der hohen Nachfrage konnten am Ende nicht alle interessierten Familien aufgenommen werden. Die Initiator:innen hoffen, dass zukünftig mehrere SPF-Klassen eingerichtet werden können. Ziel ist es, durch den bewussten Verzicht auf ein eigenes Smartphone die Medienmündigkeit der Kinder zu fördern.

Dieses Vorgehen steht im Einklang mit dem jüngst per Erlass geregelten Verbot der privaten Nutzung eigener digitaler Endgeräte an Schulen. Die Entscheidung für smartphonefreie Klassen bedeutet jedoch keineswegs eine generelle Technikabstinenz. Im Gegenteil: Medienkompetenz bleibt ein fester Bestandteil des Unterrichts und der Hausaufgaben.

Die Kinder arbeiten wie andere Klassen mit Laptops und Tablets, lernen den kritischen Umgang mit digitalen Inhalten und erhalten altersgerechte Zugänge zur digitalen Welt – jedoch nicht über ein permanent verfügbares, internetfähiges Privatgerät in der Hosentasche. Der bewusste Verzicht soll die jungen Schülerinnen und Schüler vor Reizüberflutung, Cybermobbing, Dauerverfügbarkeit und Suchtmechanismen schützen, ohne sie von technischen Entwicklungen auszuschließen.

„Es ist höchste Zeit, dass wir als Gesellschaft neu darüber nachdenken, wie und wann Kinder einen eigenen und zum Teil unkontrollierten Zugang zu digitalen Endgeräten bekommen“, betont eine Stimme aus der beteiligten Elternschaft. Die Initiative will damit nicht gegen Digitalisierung sprechen, sondern plädiert für einen altersgerechten und begleiteten Umgang – nach dem Motto: „Erst smart, dann Phone“.

Unterstützt wurde die Projektplanung von der Initiative „Smarter Start ab 14“, die sich mit dem Elbepakt bereits für einen bewussteren Medienstart bei Grundschulkindern einsetzt. Deren Leitgedanke diente als Inspiration und Grundlage für die schulische Umsetzung der SPF-Klasse.

Das Gymnasium Wentorf möchte die Entwicklung dieser Pilotklasse in den nächsten Jahren beobachten und langfristig pädagogisch begleiten. Auch für den Folgejahrgang 2026/27 wird wieder eine smartphonefreie Klasse angeboten. In der nächsten Anmeldungsphase im Frühjahr wird sich also zeigen, ob das Modell in Zukunft Schule macht.

 

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